Loslassen heißt nicht loswerden, sondern schlichtweg sein lassen
Was ist das Problem am Festhalten, also dem Gegensatz von Loslassen und woran erkenne ich es? Was hat das Loslassen mit meinen Gefühlen zum Lipödem zu tun? Welchen Herausforderungen kann ich beim Loslassen eigentlich begegnen? Und warum es sich lohnt, es unbedingt mal auszuprobieren, das Loslassen! Schließlich behauptet Buddha es sei der Schlüssel zum Glück.
Auf der Suche nach Halt
Ich hielt fest, ich sammelte: Gegenstände (überall in der Wohnung, gerne auch in meiner Handtasche - bevorzugt Werbekullis, im Keller, in der Schreibtischschublade...), persönliche Beziehungen (Freundschaften, Bekanntschaften, zu (ehemaligen) Geschäftspartnern, Kollegen), überholte Ziele, negative Gedanken oder Glaubenssätze, ungesunde Verhaltensweisen, Zukunftssorgen oder die überflüssigen Kilos an meinem Körper. In der Extremform als Lipödem, also einer Variante, bei der weder Diät noch Sport zu einer Gewichtsreduktion führen.
Ein bißchen so, als wäre dieser Teil von mir noch nicht aus der Höhle mit den Jägern und Sammlern im 21. Jahrhundert angekommen. Diese Dinge, Beziehungen, Denkstrukturen waren mir gut bekannt, vertraut und es kostete mich Mut, Überwindung und Kraft, diese vermeintliche Sicherheit aufzugeben. Denn was wartete am anderen Ufer auf mich? Dieser Moment, wenn du loslässt, schwimmst und keine Ahnung hast, ob es sich lohnt.
Was trug ich alles in meinem Rucksack des Lebens Tag für Tag umher?
Ich stelle mir vor, wie ich als Baby mit einem leeren Rucksack auf die Welt kam und auf meine Reise des Lebens aufbrach. Über die Jahre verstaute ich dort all die Dinge, die mir auf meinem Weg wichtig und eindrücklich erscheinen und zu denen ich eine intensive emotionale Beziehung hatte. Hier ein Souvenir des Lebens und da eine Erinnerung, ein negativer Glaubenssatz über mich selbst, den ich ungefiltert übernommen oder so oft gehört und gespürt hatte, dass ich glaubte, er sei wahr. Mit der Zeit wurde mein Rucksack immer schwerer und schwerer. Bis irgendwann der Punkt kam, da konnte ich ihn kaum mehr alleine schultern, geschweige denn mit Leichtigkeit einen Fuß vor den anderen setzen. Und dann wünschte ich mir nichts sehnlicher als, dass endlich jemand diese Last von meinen Schultern nehme. Spoileralert: Die einzige Person, die das konnte - war und bin ich. Wenn ich loslasse, treffe ich eine aktive Entscheidung, nämlich die, den Blick weg von den belastenden Situationen, Gegenständen, Menschen aus meiner Vergangenheit und hin zur Zukunft, also nach vorne zu richten. Oft fühlte ich mich verpflichtet, doch mir halfen die Fragen: "wie würde ich über diese Person empfinden, wenn wir nicht miteinander blutsverwandt wären? wie viel Zeit würde ich mit ihr verbringen?"
Was hat das Loslassen nun mit den Gefühlen zum Lipödem zu tun?
Viele Lipödem-Betroffene, so war ich es auch, sind darauf fixiert, was die Waage sagt, wie sie endlich mit der nächsten Diät und mit noch mehr Sport die überflüssigen Pfunde loswerden können. Sport ist dann keine Möglichkeit mehr Stress zu reduzieren, sich zu erholen, Bewegung nach langem Sitzen ins System zu bringen, sondern wird zum Druckmittel. Ernährung dient dann nicht der Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Prozesse, sondern wird instrumentalisiert um z.B. Kontrolle auszuüben und zu gewinnen, in einem Prozess, der nur bedingt kontrollierbar ist. Ich konnte meinem Lipödem-Fett nichts, aber auch rein gar nichts, positives abgewinnen und allein der Gedanke, das Lipödem könnte in meinem Leben eine positive Absicht verfolgen, schien mir zunächst total abwegig. Loswerden war mein erklärtes Ziel! Je mehr ich kämpfte, desto mehr fokussierte ich eben auf diesen Makel. Im Spiegel sah ich nur noch das Lipödem, nichts mehr von all dem, was mich sonst ausmacht. Erst als ich mich annahm, mich selbst sein ließ, da veränderte ich mich.
Welchen Herausforderungen begegnete ich beim "Emotionen-Entrümpeln" ?
Der erste wichtige Schritt war, mir überhaupt bewusst zu werden, Teil für Teil rauszuholen, anzuschauen und auszubreiten, was meine Energie und Aufmerksamkeit gebunden hat. Dabei konnte ich ein wahres Gefühlschaos erleben, von Verzweiflung, Traurigkeit, Angst z.B. vor Verlust, Verletztheit, Schuldgefühle, ein schlechtes Gewissen, Schwierigkeiten bei der Vorstellung eine Entscheidung treffen zu wollen, Verärgerung, Ungerechtigkeit, Scham, Hadern mit der Vergangenheit und dem Schicksal...
Aus Angst vor weiterer Verletzung, aus dem Bedürfnis nach Schutz, weil ich Themen verdrängt und eben noch nicht "verdaut" hatte, in der Annahme für schlechte Zeiten vorzusorgen - gewappnet zu sein für den nächsten (emotionalen) Angriff. Wenn ich aber all diese Dinge festhalte, fokussieren ich meine Aufmerksamkeit und Energie auf das Negative, die Geister der Vergangenheit, statt auf meine Ziele in der Zukunft und die Umsetzung meiner Träume.
Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist
Vielleicht ist jetzt der Punkt gekommen, dass Du Dir bewusst wirst, wie sehr Dich Deine ganze Sammlung belastet und beschwert hat. Der Punkt an dem Du sagst, in Zukunft möchte ich anders leben! Vielleicht fühlst Du Dich hin und hergerissen zwischen dem Gefühl es anderen Recht machen zu wollen, die Harmonie zu bewahren und endlich emotional frei und leicht sein zu können? Vielleicht bemerkst Du auch, wie Du Geschichten in Deinem Kopf konstruierst, warum Du Dinge noch in Deinem Leben brauchst. Und das ist ok! Beobachte Dich einfach mal dabei und erinnere Dich an meine nun folgende Geschichte:
Ich entrümpelte vor einigen Jahren fleißig die Wohnung, Schublade für Schublade, Schrank für Schrank und Zimmer für Zimmer. Bei den Tischdecken angekommen, dachte ich, puuh eigentlich mag ich Tischdecken gar nicht, am Ende landet immer irgendwie Soße drauf, man muss sie bügeln usw. Jedenfalls hatte ich Tischdecken geerbt - in rauen Mengen und für jede denkbare Gelegenheit. Bei einigen fiel es mir leicht, sie auszusortieren und bei anderen eben nicht.
Aber als ich mich selbst dabei ertappte, dass ich eine Ostertischdecke in die Hand nahm und vor meinem geistigen inneren Auge die folgende Szene lief: ach naja das wäre doch irgendwie schön, wenn die Oma an Ostern vorbeikommt und wir im Garten zusammen Kaffee trinken, dann kann ich diese Tischdecke auflegen. 1. meine Großmütter sind beide bereits vor vielen Jahren verstorben, 2. ich feiere gar nicht groß Ostern, 3. und ich habe gar keinen Garten!! Warum hielt ich also zunächst an dieser Tischdecke fest? Aus Schuldgefühl und schlechtem Gewissen heraus, sie war sicher teuer gewesen und die Person, die sie mir geschenkt hatte, meinte es ja lieb und ich war dankbar, dass ich bedacht wurde. Aber was wollte ich denn? Definitiv keine Tischdecken mehr, das war mir an diesem Punkt klar. Es ständig nur den anderen Recht machen, definitiv auch nicht mehr. Frei sein, loslassen, das wollte ich. Und mit jedem Teil, das ich los ließ, wurde ich leichter.
Für mich ist der Gedanke ganz klar: innen wie außen und außen wie innen. So wie mit den Gegenständen hielt ich eben auch Emotionen, alte Verhaltensweisen und negative Gedankenspiralen in meinem System und eben auch in meinem Körper fest, oft auch unbewusst. Immer und immer wieder stieg ich auf das Gedankenkarussel, nur um am gleichen Punkt rauszukommen, an dem ich eingestiegen war, also keinen Schritt näher an meinem Ziel. Im blödesten aller Szenarien, war mir dann noch zusätzlich schlecht. Es galt also neue Wege zu beschreiten und zu erkunden, Dinge anders zu machen. Welchen Weg Du wählst, entscheidest Du.
Viele meiner Freundinnen haben kleine Kinder, wenn ich sie beim Spielen beobachte, so lassen sie einfach los (ohne das, was sie eben noch festhielten, weg zu schmeißen), wenn etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht, folgen sie ihrem Ziel. Wie eine magische Schnur, die ihren Blicken auf das Objekt der Begierde richtet. Wie kannst Du Dir diese Eigenschaft wieder zurückerobern?
Und Du bereit bist...zu sein
Die Vergangenheit zu akzeptieren, heißt anzuerkennen, was war. Es heißt nicht, zu vergessen, sondern es bedeutet Du schleppst diese alte Energie nicht mehr mit Dir rum und Du nimmst sie auch nicht mit in Deine Zukunft. Du lässt sie sein. Du nimmst wahr, wie sie sich anfühlt, ohne zu bewerten. Du erlebst das Hier und Jetzt, in dem du spürst, was gerade ist und die Gefühle zulässt. Beobachte Deine eigene Geschichte für einen Moment aus der Rolle des Adlers. Denn so sehr Du Dir das vielleicht manchmal auch wünscht, Du kannst manche Dinge und vor allem andere Menschen nicht ändern. Verlier also gar keine Zeit mit dem Versuch. Die einzige Person, in deinem Einflußbereich, bist Du.
Der wunderschöne Schmetterling lässt seine Hülle, seinen Kokon, los. Er brauchte ihn als Raupe, um er selbst werden und sich in all seiner Schöhnheit zeigen zu können.
Also denk dran, jede einzelne Begegnung, jede einzelne Tat, jede einzelne Erlebnis - negativ wie positiv - machen Dich zu der Person, die Du heute bist. Hab das Vertrauen, nicht nur, dass es eine Lösung (sich lösen, loslassen) gibt, sondern Du es schaffen kannst und wirst, Deine Situation nach Deinen Vorstellungen zu verändern.
Dich in Deinem wahren Kern, so ganz ohne Schutzpanzer und Ritterrüstung zu zeigen, das erfordert Mut. Und Mut tut gut 🙂
Falls Du es auch mal ausprobieren magst:
- 1Nimm ein leeres Blatt Papier und schreib die Dinge auf, die Dir als erstes einfallen.
- 2Dann unternimm mal einen Spaziergang z.B. durch Deine Wohnung, wirf einen Blick in Deine Handtasche, öffne Schränke und Schubladen und schau sie Dir aus dieser Perspektive an. Nimm wahr - ohne zu bewerten. Vervollständige Deine Liste.
- 3Verfahre wie mit Punkt 2. mit persönlichen Beziehungen, Verhaltensweisen, alten Zielen, negativen Gedanken und allem, was Dir einfällt.
- 4Überlege Dir: was davon möchte ich mit in meine Zukunft nehmen? Ich meine: was willst Du wirklich mit in Deine Zukunft nehmen! Frei von Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen, weil Oma Dir die Ostertischdecke vererbt hat. Nimm hierzu am besten eine andere Farbe 😉
- 5Starte Deinen Prozess des Loslassens - Schritt für Schritt! Denk daran, diese Dinge sind nicht auf magische Weise von heute auf morgen in Dein Leben gekommen. Also bleib geduldig, liebevoll und achtsam mit Dir und geh vor allem in Deinem eigenen Tempo.
- 6Nur um sicherzugehen, falls Du Dich fragst, welches das richtige Tempo und die richtigen Dinge sind: das, was DU entscheidest. Das ist genau richtig! Richtung ist wichtiger als Geschwindigkeit!
Unlock your inner beauty, your path of life!

Beflügelnde Grüße
Annabelle
PS: Auf geht´s! Was brauchst Du, um loslegen zu können? Wenn Du auf Deinem Weg meine professionelle Coaching-Unterstützung willst, dann buch noch heute Deine kostenlose Coaching-Session mit mir!
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Hallo Annabelle, sehr ansprechende & interessante Vorstellung.
Freue mich auf weitere spannende,befühlende weiterentwickelnde Erkenntnisse.
Freudige Grüße
Sabeth Sieben
Liebe Sabeth,
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